Entäußerung – philosophisch und politisch. Adornos Auseinandersetzung mit Heidegger

Adorno entnimmt der hegelschen Dialektik den Begriff der Entäußerung, um sein negativistisches Denken der Erfahrung zu formulieren. Dabei verschiebt sich die kritische Ausrichtung des Begriffs. In Hegels Phänomenologie ist er vor allem der Vorstellung einer reinmoralischen Innerlichkeit entgegengesetzt, der die „Kraft zur Entäußerung“ fehlt. Adorno greift diese Rede von Entäußerung auf und spricht – mit Blick auf Hegels Kantkritik – von dem Versuch, „dem Bewusstsein die Welt zurückzugeben“. Zugleich sieht er sich aber mit dem Problem konfrontiert, dass Heidegger denselben Versuch eines Ausbruchs aus der Bewusstseinsphilosophie auf eine dezidiert nicht-dialektische Weise unternimmt. Adorno bestimmt den Begriff der Entäußerung daher so neu, dass der Bezug zum Heterogenen stärker betont wird. In dieser Bestimmung ist Entäußerung nicht nur individualistischen Vorstellungen von Ich, Seele und Bewusstsein entgegengerichtet, sondern auch Heideggers – philosophischer wie politischer – Feier des Eigenen, die sich in einem Vokabular von Wurzel, Grund und Bodenständigkeit ausdrückt.