Management komplexer Angsterkrankungen – ein Fall für die stationäre Behandlung?

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Wenngleich in Deutschland die überwiegende Mehrheit der Patienten ambulant behandelt wird, so spielen Angststörungen auch in der teilstationären und stationären Versorgung eine wichtige Rolle – dies unter anderem vor dem Hintergrund von Komorbidität, Therapieresistenz oder Suizidalität. Im Rahmen einer Auswertung der psychiatrischen Basisdokumentation wurden Daten von 894 an einer deutschen Versorgungsklinik teil- oder vollstationär behandelten Patienten mit Angsterkrankungen über einen Zeitraum von 7 Jahren ausgewertet. Es zeigte sich, dass sich 89 % der Patienten vor Aufnahme in Behandlung befanden und 70 % der Patienten medikamentös vorbehandelt waren, mit 48 % stellte die Panikstörung die größte Störungsgruppe dar. Psychopharmakologisch waren zum Aufnahmezeitpunkt 48 % auf einen selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) eingestellt, 37 % erhielten Benzodiazepine. Zudem wiesen etwa 75 % der Patienten psychiatrische Komorbiditäten auf. Somatische Erkrankungen spielten bei etwa 40 % der Patienten eine wichtige Rolle. Zusammenfassend zeigt sich, dass ein nicht unerheblicher Anteil von Patienten mit Angsterkrankungen auch einer stationären oder teilstationären Behandlung bedarf. Dabei waren die meisten Patienten vorbehandelt und hatten nicht auf die ambulante Therapie angesprochen. Mögliche Konsequenzen, sowohl im Hinblick auf die Optimierung ambulanter Behandlungsmöglichkeiten als auch auf die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung teilstationärer und stationärer Ressourcen für diese Patientengruppe, werden diskutiert.